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Talago Buni (Indonesien) Sufi-Musik der Minangkabau aus West-Sumatra
Das Ensemble Talago Buni (Sound Lake) bringt uns zeitgenössische Klänge vom Indischen Ozean, die in uralten musikalischen Traditionen Indonesiens, genauer gesagt der Insel Sumatra, verwurzelt sind – bei den Minangkabau. Als sechstgrößte Insel der Welt ist Sumatra uns vor allem als Heimat von Orang-Utans und Tigern und für seine vielen aktiven Vulkane bekannt. Auf halbem Wege zwischen Indien und Australien liegend, erstreckt sich die Insel über 1.700km Länge und bietet landschaftlich alles von paradiesischen Traumstränden, über tropische Regenwälder bis zu hohen Gebirgen mit dramatischen Schluchten. Talago Buni nimmt uns mit in das westliche Hochland der Insel, in die Heimat der Minangkabau. Sie sind die größte noch existierende matrilineare und matrilokale Gesellschaft dieser Welt: Besitztum geht von der Mutter auf die Tochter über, Erbfolge und Erziehung liegen bei der Frau, bei Heirat zieht der Mann zur Familie der Frau. Auch die traditionellen Minangkabau-Häuser entsprechen dieser Ordnung: unter spitz nach oben ragenden Satteldächern mit zahlreichen Anbauten für die Töchter und deren Männer leben Großfamilien. Im Gegensatz zu den meisten Völkern Indonesiens zahlen die Manangkabau bei Hochzeiten zum Beispiel auch einen Bräutigam-Preis. Gleichzeitig sind die Minangkabau seit dem 16. Jahrhundert überzeugte Anhänger des Islam und religiöse und politische Geschäfte liegen in der Hand der Männer. Ist das nun ein Widerspruch? Die matrilineare Tradition ist eng verbunden mit dem sogenannten „Adat“, dem Gewohnheitsrecht, das bis heute entscheidend soziale Beziehungen und gesellschaftliche Rituale und Zeremonien, wie beispielsweise auch die Verehrung der Ahnen, regelt. Die parallele Existenz verschiedener politischer und rechtlicher Autoritäten ist ein entscheidendes Merkmal der heutigen Lebensweise der Manangkabau. Eine Art Dreieck, in dem Adat-Älteste, religiöse Führer und staatliche Instanzen allesamt versuchen, ihre jeweiligen politischen und rechtlichen Autoritäten festzulegen und durchzusetzen. Dieses vielfältige Gerüst aus gesellschaftlichen und kulturellen Strukturen spiegelt sich auch in den musikalischen Traditionen der Manangkabau wider – eine reiche Inspirationsquelle für die Musiker von Talago Buni. Sie schöpfen aus dem melancholisch-mystischen Hochland-Repertoire genauso wie aus den islamisch-religiösen Liedern und der Musikkultur der Küste, die als sehr lebendig und offen gilt. Als die Gruppe sich 1998 gründete, stand das gemeinsame Ziel bereits fest: neue Musik zu komponieren, die zeitgenössisch ist ohne dabei auf die typischen, traditionellen Minangkabau-Klänge zu verzichten. Hierfür spielen die Musiker sowohl auf traditionellen Instrumenten wie kleinen Gongs (Talempong und Canang) oder der Zither Kecapi; sie entwickeln Instrumente wie traditionelle Flöten aber auch weiter oder erfinden gar ganz neue, wie zum Beispiel eine große Trommel aus Kokosnussbaumholz. Auch lokale Dialekte und spezielle Techniken des Trance-Gesangs spielen für die Musiker von Talago Buni in ihren neuen Kompositionen eine wichtige Rolle. Was dabei entsteht, ist ein einzigartiger Minangkabau-Sound des 21. Jahrhunderts: zwischen Trance und Tanz, Meditation und beflügelnden Liedern. Alle Musiker von Talago Buni haben in ihrer Heimat Indonesien Musik studiert. Ihre erste gemeinsame internationale Tournee führte sie 1999 nach Deutschland, wo sie u.a. beim Festival „tff Rudolstadt“ auftraten. Im letzten Jahr begeisterte das Ensemble ihr Publikum sowohl bei der Borneo World Music Expo wie auch beim Rainforest Music Festival in Malaysia. Muhammad Halim - Saluang, Sarunai, Bansi, Gesang Susandra Jaya - Kacapi, Sarunai, Bansi, Gesang Febrianti - Gong, Ganto, Gesang Leva Khudri Balti - Talempong, Jimbe, Sarunai, Gesang Syafni Erianto - Gendang, Canang, Sarunai, Gesang Emri - Sarunai, Gendang, Gesang Edy Utama - Künstlerischer Leiter
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