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Vaca Mariposa (Venezuela) Lieder aus Venezuela
Venezulanische Musik ist eine unendliche Liebesgeschichte der Klänge, Rhythmen, Stimmen, Melodien, aber auch der Sprache, des Gesangs und der Poesie. In Venezuela singt man fast immer und überall: in der Natur, während der Arbeit und im Alltag - von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit. Es singen die Hirten auf den großen Ebenen des Landes. Ihre „Tonadas“ sind improvidierte a capella Klagelieder, in denen sie die Landschaft, ihre Freunden und ihr Leid besingen. Man singt zur Arbeit auf den Feldern, während der Ernte, beim Dreschen des Getreides und beim Schälen der Maiskolben. Es wird gesungen, um die Tiere zu beruhigen, sie zu rufen oder zu melken. Man musiziert bei Festen den Joropo, die Musik der weiten Ebenen im Hinterland der karibischen Küste. Es ist ein schneller Tanz, der mit Harfe, Maracas, Cuatro und Bandola gespielt wird. Man singt dabei über die Liebe, die Verführung, während der Markttage oder einfach über das Leben ... Auch der Walzer ist sehr präsent in der venezolanischen Musik, ebenso der Merengue, der in Caracas in den 1920er Jahren entstand. Er verdankt seine besondere Stimmung einem ungleichen 5/8 Rhythmus, der einzigartig auf dem südamerikanischen Kontinent ist und nichts mit dem Merengue aus der Dominikanischen Republik zu tun hat.
Der Name 'Vaca Mariposa' (Schmetterlingskuh) ist eine Huldigung der ländlichen Kultur in Venezuela und bezieht sich auf das berühmte Lied von Simón Díaz „El becerrito“, in dem er von einer Vaca Mariposa spricht, die von der reichen Vegetation des Landes und anderen Tieren unterstützt wird, um ihr Kalb vor den Menschen zu schützen. Diese Figur ist allgegenwärtig in der venezulanischen Volksmusik und verdankt seinen Spitznamen den dunklen Fellflecken der Kühe, die an die Flügel von Schmetterlingen erinnern.
Das Repertoire des Trios Vaca Mariposa ist inspiriert von traditionellen Formen der Música Criolla Venezolana und besteht hauptsächlich aus venezolanischen Lieder der 1960er -1970er Jahre. Dies war eine ganz besondere Epoche. Nach dem Ende der Diktatur fand eine Demokratisierung des Landes statt. In dieser Zeit stieg der Wohlstand schnell durch den Export von Erdöl, sodaß Venezuela zu einem der reichsten Länder Südamerikas wurde. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Musikkultur, die sich neu definierte, sodass viele neue Stile und Lieder entstanden. Aber auch das traditionelle Repertoire wurde wiederentdeckt, neu bearbeitet und zeitgenössisch interpretiert. Otilio Galindez und Simón Diaz gehörten zu den wichtigsten Komponisten und Dichter der Zeit, wie auch die großen Stimmen von Cecilia Todd, Lilia Vera oder Soledad Bravo. Das Trio Vaca Mariposa widmet sich dem Repertoire dieser Zeit, gespielt von den Multi-Instrumentalisten der Gruppe auf typischen Instrumenten Venezuelas: die viersaitige Cuatro, Mandoline und Bandola, Maracas und Tambora, Harfe, sowie Kontrabass und Gitarre. Aber auch die Klarinette ertönt von Zeit zu Zeit, um in eine Walzermelodie oder den Gesang zu akzentuieren. Diese Stimmungen schaffen im Konzert die reiche und klangliche Dichte, die so typisch ist für dieses große Land.
Emmanuelle Saby ist Multi-Instrumentalistin (Klarinette, Flöten, Cuatro und Gesang) und Schauspielerin. Sie entdeckte die südamerikanische Musik bereits während ihres Studiums der Musik und des Tanzes am Konservatorium Lyon und bei Aufenthalten in Argentinien und Peru für sich. 2015 erhielt ein Stipendium der französischen Stiftungen Adami und CPMDT, um mit Cristóbal Soto zusammenzuarbeiten und das Programm Vaca Mariposa zu entwickeln, das im Festival in Avignon Premiere hatte. Darüber hinaus arbeitet sie auch im Duo mit den venezualischen Gitarristen Manuel Rangel und Maraquero. Sie unterrichtet regelmäßig venezolanische Musik für Jeunesses Musicales und andere musikpädagogische Projekte in Frankreich. Cristobal Soto lernte die venezolanische Volksmusik seit jungen Jahren mit seiner Familie, mit der er in Paris lebte. Er ist Autodidakt auf der Mandoline und Komponist. Die Jahre 1974 bis 1996 verbrachte er in Venezuela und war gefragter Begleitmusiker für große Musiker-Persönlichkeiten wie Soledad Bravo Venezuela, Simón Díaz, Lilia Vera, Cecilia Todd und Esperanza Márquez. Während dieser Zeit gründete er zahlreiche Instrumentalmusik-Gruppen wie Gurrufío, Los Anauco, Cañon Contigo, Recoveco, mit denen er auch jeweils Alben aufgenommen hat. Seit 1993 tritt er regelmäßig in Lateinamerika, den USA und Europa als Mandolinen-Solist auf. In Venezuela gewann er umfangreiche pädagogische Erfahrungen auf dem Gebiet der traditionellen venezolanischen Musik als Mandoline Lehrer und künstlerischer Leiter des 'Instituto Musical La Clavija', für das er die wissenschaftliche Koordination und den Mandolinenunterricht verantwortete. Seit 2001 lehrt und forscht er regelmäßig zu „Música criolla venezolana“ in Paris für die Organisation SONAR. Auf Grund seiner umfassenden Kenntnisse der venezolanischen Musik hat er maßgeblich an der 'Enciclopedia de la Música en Venezuela'(1998) mitgearbeitet und veröffentlicht regelmäßig Artikel zu venezolanischer Merengue und Mandoline für Fachzeitungen in Südamerika und Europa. Marius Pibarot hat klassische und Jazz Violine in Paris studiert. Er spielt auch Schlagzeug, Bass und Mandoline. Er gehört zu den Musiknomaden und hat musikalische Forschungsreisen nach Mali, Indien, Nepal, USA, Peru, Türkei und Venezuela unternommen. Er ist Mitglied in zahlreichen Musikgruppen mit sehr unterschiedlichen ästhetischen Ansätzen, was seiner große Offenheit gegenüber der Musikkulturen der Welt geschuldet ist. Er ist als Bassist im 'Waraira Quartet' für moderne venezolanische Musik aktiv und komponiert seit 2007 regelmäßig für Kurzfilme, Video-Clips sowie für Theater.
Emmanuelle Saby – Gesang, Cuatro, Klarinette, Maracas, Tambora Cristóbal Soto – Mandoline, Bandola, Cuatro, Harfe, Tambora, Gesang Marius Pibarot – Kontrabass, Gesang, Cuatro, Mandoline
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