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Torgeir Vassvik (Norwegen) Songpoet der Sami vom Nordkap
Der stimmgewaltige samische Künstler Torgeir Vassvik hat seine Visionen des Joik entwickelt, die als „Avantgarde-Joik“ bezeichnet werden kann.
Heute sind die Bemühungen um die nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz das große Ziel der Europäischen Kommission, die mit dem Green Deal auch den Musikbereich auffordert sich um Schutz und Respekt der Natur zu bemühen und ein anderes Verständnis musikalischer Praxis zu entwickeln. Da erscheint es schon erstaunlich, wie wenig über das letzte indigene Urvolk des Kontinents bekannt ist: „Wir nennen uns Samen. Wir leben seit ewigen Zeiten in karger Umgebung. Wir halten die Höhlenzeichnungen in Alta für das Werk unserer Vorfahren. Wir bewohnen seit Jahrtausenden ein biologisch empfindliches Gebiet, ohne der Natur zu schaden.“ schreibt Nils Aslak Valkeapää, Musiker, Joiker, Dichter, Schriftsteller bereits 1981 (in seinem Buch „Vår jord er vårt liv“ dt. Unsere Erde ist unser Leben). Neusten Forschungen und archäologischen Funden entsprechend wird der nordeuropäischen Raum seit über 10.000 Jahren bewohnt, sodass die Samen das einzige bis heute überlebende europäische Urvolk ist. Etwa 75.000 Menschen, verteilt auf Norwegen (45.000), Schweden (20.000), Finnland (8.000) und die russische Halbinsel Kola (2.500). Während Hitlers Krieg der »verbrannten Erde« im Norden Skandinaviens wurden alle Samen schwer getroffen, sodass u.a. Finnland auch Sami-Siedlungsgebiete in Lappland verlor. Heute gibt es jedoch in allen Nationalstaaten samische Parlamente oder Versammlungen, die von den nationalen Regierungen angehört werden müssen. Es gibt eigene Radiostationen, Zeitungen, Professuren, Festivals und Theaterhäuser. Alle Samen sind im übergeordneten Sami Rat zusammengeschlossen, der im finnischen Utsjoki tagt. Seit 1986 gibt es die samische Fahne, die für alle Samen in Finnland, Schweden, Norwegen und Russland Gültigkeit hat. In der Kultur der Samen steht das Joiken im Mittelpunkt. Der Musikethnologe Andreas Lüderwald beschreibt die Einzigartigkeit des samischen Gesanges so: »Er zeichnet sich durch den gepressten Klang aus, der durch stark angespannte und dicht geschlossene Stimmbänder, bei hoher Lage des Kehlkopfes entsteht.« Nach dem dritten und vierten Joik wird es dem ungewohnten, »westlichen« Ohr schon langweilig. Nach dem zehnten Auftritt, sofern man durchhält, hört man auf einmal die Feinheiten heraus. Es heißt, dass die Samen nicht »über etwas joiken«, sondern »etwas joiken«. Die meisten Samen, die noch mit ihrer Kultur verbunden sind, bekommen zur Geburt oder im Laufe des Lebens ihren eigenen Joik. In vielen Fällen werden dabei gar keine Worte gebraucht, in anderen werden sie dafür umso reichlicher verwendet. Man merkt schnell, wer ein guter Joiker ist, wer es versteht, eine Person, eine Landschaft, ein Ren, einen Wolf im Raum lebendig werden zu lassen, wer mit den einzelnen kurzen, melodischen Motiven und Abschnitten spielen kann, sie improvisierend immer neu aneinanderreiht, dabei die Intensität derart verstärkt, dass die Tonhöhe steigt, bis es nicht mehr weiter geht und der Joik auf einem tiefen Ton wieder neu ansetzt. Der stimmgewaltige samische Künstler Torgeir Vassvik hat seine Visionen des Joik entwickelt. Seit seiner ersten Albumveröffentlichung „Sáivu“ im Jahr 2006 hat der Sänger, Gitarrist, Rahmentrommelspieler und Komponist Torgeir Vassvik einen eigenen und unverwechselbaren Stil entwickelt, der durch seine zweite Veröffentlichung 'Sápmi' im Jahr 2009 weiterentwickelt wurde und als „Avantgarde-Joik“ bezeichnet werden kann. Inzwischen ist er in mehr als 25 Ländern der Welt aufgetreten. Torgeir Vassvik lebt in Oslo und stammt aus Gamvik an der nördlichsten Spitze Europas. Seine Stimme ist wie ein Spiegel der Landschaft ein seltenes, rohes Juwel mit Facetten voller Schönheit. Die animistische Gesangstradition des Joik beeinflusst den samischen Musiker seit seiner Kindheit. Er ist mit der Mandolinenmusik seines Vaters aufgewachsen, hat in Indie-Rock-Gruppen gespielt und liess sich inspirieren von Folk, Jazz und klassischer Musik und verschiedenen Musikrichtungen der Welt. Mehrere Forschungsreisen führte ihn nach Tuva, Südkorea, Japan und Kanada. Als gefragter Komponist/Interpret arbeitet er auch für internationale Theater-, Film-, Storytelling- und Tanzproduktionen. Torgeir hat in Workshops die samische Kunst und Kultur für Tausende von Kindern und Jugendlichen in Bildungsprojekten in Norwegen und Belgien zugänglich gemacht. Er ist ein kultureller Aktivist für den Schutz von Wildlachsen und nimmt an Konzerten und Konferenzen für den Umweltschutz und für Kunst und Rechte der Ureinwohner Völker weltweit teil. Rasmus Kjorstad ist wie sein Bruder Hans Kjorstad wuchs auch der drei Jahre jüngere Rasmus Kjorstad in Fron, in auf Gudbrandsdal, das längste Tal Norwegens, und Studium an der Norwegischen Musikakademie in Oslo. Der Volksmusiker hat ein starkes Interesse für die Details der norwegischen Volksmusik und spielt auch in Bands wie Morgonrode, Kjorstad Brothers und Reolô. '
Globalklang Newsletter mit Hintergrund: Download KK 2-2023 Newsletter Torgeir Vassvik – Joik, Gitarre, Rahmentrommel, Igil, Birbyne, Mynnharpe Rasmus Kjorstad – Oktavvioline, Fidel
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