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Toasaves (Belgien)  Flämische Lieder mit Melismen aus der Kulturmetropole Antwerpen
Toasaves ist ein faszinierendes Projekt aus Belgien, das Musiker mit unterschiedlichem musikalischen Hintergrund unter künstlerischen Leitung von Tristan Driessens zusammenbringt, der ein Spezialist für traditionelle flämische Lieder ist. Toasaves bedeutet im Dialekt von Antwerpen „Heimathäfen“. Der Name ist für das Ensemble Programm: die Musiker beziehen ihre Inspiration aus den vielfältigen Einflüssen, die sich in der Geschichte der Stadt widerspiegeln. Antwerpen, Dockhafen an der Trichtermündung der Schelde und nach Rotterdam der zweitgrößte Hafen Europas. Schon früh war die Stadt ein globaler Treffpunkt für Händler, im 15. / 16. Jahrhundert eine der größten Städte der Welt, zeitweise die wichtigste Handelsmetropole Europas und traditionell wichtigster Diamantenhandelsplatz der Welt. Aber sie zog auch als feingeistige Kulturmetropole Maler wie Peter Paul Rubens an. Und Antwerpen war auch die Heimat von Wannes Van de Velde (29. April 1937 – 10. November 2008), dem legendären flämischen Sänger, Musiker, Dichter, Puppenspieler und Volkskünstler, der dafür bekannt war im lokalen Dialekt zu singen. Sein Vater, Jaak Van de Velde, war Metallarbeiter und talentierter Sänger, seine Mutter Hausfrau und Sängerin, sodass er zu Hause immer von Musik umgeben war. Er wuchs in der Nähe des Antwerpener Rotlichtviertels auf. Wannes Van de Velde ist wichtige Inspirationsquelle für Tristan Driessens. Und so fragt er sich heute ganz im Sinne des Chronisten Wannes Van de Velde, was ein afghanischer Rubab-Spieler und ein sephardischer Geiger im Antwerpen des 15. Jahrhunderts angestellt haben könnte … und Toasaves geben die musikalischen Antworten! Mit ihnen atmen die alten flämischen Lieder die vielfältigen kulturellen Einflüsse von heute: mit Kreativität und Offenheit, mit Rahmentrommel, Laute und mikrotonaler Violine, mit Dudelsäcken, Drehleiern und mittelalterlichen Flöten, mit stilistischen Elementen aus afghanischen, korsischen, griechischen, türkischen und sephardischen Traditionen schaffte das Ensemble eine faszinierende Welt. So bizarr das auch erscheinen mag, die Wirkung ist berauschend und man kann nicht anders, als den treibenden Rhythmen, wechselnden Melodien und virtuosen Darbietungen immer tiefer zuzuhören, um herauszufinden, was zum Teufel los ist. Die Virtuosität der Musiker sorgt für eine spannende und wunderschöne Reise in eine vielleicht nicht ganz fiktive verlorene Welt.
Tristan Driessens entdeckte die Oud durch sephardische und arabisch-andalusische Musik. Von 2009 bis 2012 blieb er in Istanbul, um sich bei seinem Meister Necati Çelik zu verbessern. Zurück in Belgien erwarb er einen Master-Abschluss in türkischer Oud an der LUCA School of Arts und in Musikwissenschaft an der Université Libre de Bruxelles. Heute gilt er in Belgien als eine der wichtigsten Referenzen für die Oud und für klassische türkische Makam Musik. Er arbeitet mit Tcha Limberger, Derya Türkan, Kudsi Erguner und Emre Gültekin und war künstlerischer Leiter des Ensemble Refugees for Refugees.
Raphael De Cock ist Multiinstrumentalist, Sänger verschiedener traditioneller Stile und Teil belgischer und internationaler Musikprojekte. Zusammen mit Remi Decker gründete er die Formation Griff, in der er zahlreiche Dudelsäcke und Flöten spielt. Er singt und spielt die Gaita, den galizischen Dudelsack in den Ensembles Neboa und A Contrabanda. Mit dem Trio Osuna spielt er auch die sibirische Zither.
Harald Bauweraerts ist ein musikalischer Alleskönner. Neben der elektroakustischen Drehleier begeistert er sich für alle Arten analoger Synthesizer, Effekte, Sequenzer und Perkussion. Er strebt eine harmonische Symbiose zwischen der analogen und digitalen Welt an, zwischen Akustik und Elektronik und zwischen Licht und Dunkelheit. Durch die Jahrhunderte, von einer Kultur zur anderen.
Miriam Encinas wuchs in der Musikerfamilie von „Els Trobadors“ und „L’Arc en el Cel“ auf. Ihre Musikalität verbindet die Perspektive einer in einem traditionellen Musikumfeld aufgewachsenen Künstlerin mit der Strenge und Präzision ihrer akademischen Ausbildung. Sie studierte Blockflöte bei Sara Parés am Conservatori del Liceu in Barcelona. Später studierte sie Alte Musik bei Pedro Memelsdorff, Christian Curnyn und Pia Elsdorfer sowie Schlagzeug bei Pedro Estevan. 2001 begann sie, Viola de Gamba bei Cristian Sala zu studieren und seit 2013 Dilruba und afghanische Musik bei Daud Khan Sadozai. Sie Mitglied und hat mit Gruppen zusammengearbeitet wie Via Artis Konsor, Joi de Trobar, l’Ham de Foc und Ensemble l’Albera.
Tristan Driessens – Lauten, künstlerische Leitung Raphaël De Cock – Gesang, Dudelsack, Maultrommel Harald Bauweraerts – Drehleier Miriam Encinas – Fiddel, Dilruba, mittelalterliche Flöten, Rahmentrommeln
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